WENN ICH MORGENS SCHON DEN RAPPEL KRIEGE…
Für ein paar Monate hatte ich zuletzt Ruhe vor dem Rappel. Jetzt ist er wieder da.
Wenn ich morgens im Badezimmer schon denke, ich könnte mich beim Zähneputzen durch einen wissenschaftlichen Podcast nebenbei bilden, dämmert mir schon, dass etwas faul ist. Wenn dann auch noch die Kaffeetasse halbvoll stehen bleibt, weil mir während des Frühstücks eingefallen ist, dass ich dringend zwei Überweisungen erledigen muss und ich im Anschluss gleich losrausche, um im Baumarkt Geraniendünger zu besorgen, steht es fest: Ich bin wieder drin in der Mühle! Inzwischen weiß ich was folgt, wenn ich der inneren Unruhe, dem Rappel, meinen Alltag überlasse: Ich esse zu viel, zu ungesund und zu schnell, das angefangene Buch bleibt ungelesen liegen, die Unordnung hält an allen Ecken und Enden Einzug – zusammen mit Unzufriedenheit und Frust – und ich gehe zu spät ins Bett. Und diese Aufzählung könnte ich noch seitenweise fortsetzen.
Früher hielt ich den Rappel für einen Segen. Wenn man den hat, braucht man sich nämlich nicht aufzuraffen. Es geht alles wie von alleine. Man tut eine Sache nach der anderen, schafft unglaublich viel und macht dann auch noch Sport und engagiert sich im Verein. Andere sind voller Bewunderung, aber man selber ist eines Tages einfach nur noch platt. Man fühlt sich körperlich erschöpft und innerlich leer. Dann hat es sich ausgerappelt und nichts geht mehr! In solchen Phasen glaubt man es nicht, aber der Rappel ist nicht tot! Er ist zäh und sobald man neue Kraft geschöpft hat, wird er wieder aktiv! Das kann man jetzt positiv sehen und weitermachen wie bisher, man kann aber auch erkennen, dass der Rappel uns terrorisiert und am Ende sogar killt, wenn wir nicht aufpassen! Dabei geht es nicht darum, den Rappel auszuschalten, denn in gewisser Hinsicht brauchen wir ihn sogar zum Leben! Es geht vielmehr darum, zu erkennen, wann er uns dient und wann er uns schadet.
Ich bin froh, dass es mir heute auffällt, wenn es wieder anfängt zu rappeln. Denn dann kann ich entscheiden, ob ich dem Rappel nachgeben möchte, weil er mir hilft, oder ob ich ihm Grenzen setzen will, weil mich die Mühle sonst zermalmt. Im Moment scheint es mir wieder einmal geboten, dem Terror eine Grenze zu setzen!