Weihnachten auf dem Bösenhof
Alle Jahre wieder, kurz vor dem 1. Advent, weichen die bronzenen Jagdfiguren auf dem Kaminsims dem Weihnachtsschmuck aus Tannenzweigen, Zieräpfeln und Lichterkette. In der Diele nimmt der große Engel mit den goldenen Schwingen seinen gewohnten Platz ein, und in der Küche werden uns die vier roten Kerzen am Adventskranz eine nach der anderen zu treuen Begleiterinnen in der Vorweihnachtszeit.
Es scheint, als sei alles wie immer, aber etwas ist in diesem Jahr besonders: LIEBE LIEGT IN DER LUFT!
Die jüngste Tochter des Bauern hat es erwischt! Sie ist zum ersten Mal verliebt und es steht ihr gut! Das Glück lässt ihre Augen leuchten und die Wangen stets leicht glühen.
Nicht weniger glücklich ist Gänserich Hubert, wenn er die Frau des Bauern erblickt. Halb fliegend, halb laufend kommt er herbeigeeilt, sobald er ihrer gewahr wird, und dann folgt neuerdings ein Gehabe, wie man es eher im Frühling beobachten kann als in der Weihnachtszeit. Plötzlich wirkt er jung, imponiert, spannt seine Flügel weit auf und bläht die stolze Brust! Darauf kann sie nur beeindruckt erwidern: „Was bist Du schön! Ja, so schön bist Du!“
Ihre Bewunderung ist nicht unaufrichtig, aber insgeheim schlägt ihr Herz für den kleinen Muck, den jüngsten Ochsen im Stall. Und es ist auch kein Wunder! Er hat so ein neugierig liebenswertes Wesen und so unglaublich lange Wimpern, dass man seinem Charme sogleich erliegt, sobald man ihm einmal in die Augen geschaut hat.
Eher unromantisch und kühl haben wir bisher unseren Deutsch Kurzhaar Rüden Leopold erlebt. Doch selbst er hat sein Herz vor kurzem verschenkt. Blieb doch auf einer Treibjagd, neben seiner engagierten und präzisen Arbeit im Feld, ein kleiner Moment, um sich mit einer jungen Drahthaar-Schönheit bekanntzumachen. Man konnte die Funken sprühen sehen und der Abschied fiel beiden sichtlich schwer! Wer hätte das gedacht?
Was den Bauern angeht: Bei ihm steht die Liebe das ganze Leben über hoch im Kurs. Genau wie beim Maulwurf. Allerdings stellen wir zu unserem großen Erstaunen fest, dass der weder im Garten noch auf der Obstwiese erkennbar aktiv ist. Vielleicht ist er weggezogen? Wir vermuten, der Liebe wegen.