Früher Brummkreisel, heute Symphonie

Wenn Sie in meinem Alter sind, wissen Sie, was ein Brummkreisel ist! Wenn Sie jünger sind, googeln Sie das Ding! Damit haben viele von uns als Kinder gespielt. Das war ein buntes, unförmiges Blechspielzeug, das man mit einer Art Hebel in der Mitte „aufpumpen“ musste, und dann kreiselte es surrend durch die Gegend, bevor es am Ende klappernd und scheppernd umkippte und wie leblos liegen blieb.
Wegen eines schweren Burnout war ich im Juni 2010 in der Psychiatrie gelandet. Erschöpfung, Depression, Lähmungserscheinungen in beiden Händen. Wie konnte mir das passieren? Ich war doch wie ein Brummkreisel, immer am Surren, am Brummen, am Drehen, Machen und Tun. Was hatte ich in meinem Leben alles geschafft, überwunden, auf die Beine gestellt, durchgezogen…! Mich konnte man gebrauchen! Ich gehörte zu den besten Pferden im Stall! Auf mich war Verlass! Doch dann…, ein kurzes Scheppern… und es hatte sich ausgebrummselt.
Nun war ich also kein Brummkreisel mehr. Beinahe über Nacht war ich zur Schildkröte geworden, die sich in ihren dicken Panzer zurückgezogen hatte. Sicherheit war jetzt das, was ich brauchte und die Klinik bot mir diesen Raum.
In den folgenden Jahren war ich noch Samurai, Pippi Langstrumpf, alte Eiche, Braut und ab und zu auch noch kurz Brummkreisel oder Schildkröte. Und zuletzt? Wie ist es heute, Heidi Westermeyer-Böse zu sein?
Ehrlich gesagt habe ich mir lange keine Gedanken mehr über mein Leben gemacht. Ich habe es einfach gelebt, meinen Alltag bestritten und die Freuden des Lebens genossen. Gestern Abend jedoch hatte ich mal wieder so einen Moment. Ich saß auf der Terrasse, hatte die Beine hochgelegt und mir ein bisschen Musik angemacht. Irgendeine Playlist mit Instrumentalstücken. Darunter auch eine mir bekannte Filmmusik: Only the beginning of an adventure (Narnia). Zuerst dachte ich „Ach schön!“ Dann habe ich lauter gemacht, dann auf Wiederholung gedrückt und am Ende habe ich geweint. Es war, als begegnete ich mir selbst in dieser Musik, als fände ich darin die Essenz meines Daseins, meinen Lebensklang. Und ich war erfüllt von Staunen, Dankbarkeit und Wunder. Das klingt jetzt ein bisschen seltsam – der Meinung bin ich selber, wenn ich das so lese -, aber ich finde keine besseren Worte und möchte es tatsächlich auch so stehen lassen.
Wie fühlt sich das Leben als _________________ (hier können Sie Ihren Namen einsetzen) an? Eine Antwort auf diese Frage zu finden, ein Bild, einen Vergleich, eine Musik… könnte vielleicht der Beginn eines Abenteuers sein! Bleiben Sie neugierig 😉